Denken Sie auch an das Grün um Ihr Haus!

Anscheinend gibt es mehr Veränderungen in der Diskussion über Dieselautos als an den Autos selber. Vor kurzem galten Dieselautos wegen des geringeren CO2-Ausstoßes als vorbildlich, zurzeit werden sie wegen des Stickoxidausstoßes an den Pranger gestellt. Es scheint möglich, ein und dieselbe Sache je nach Akzentsetzung und aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich zu bewerten, hochzujubeln oder niederzumachen. Und meistens ist damit eine erstaunliche Freude an Schuld- und Aufgabenzuweisungen verbunden. Wer in seinem privaten Bereich mit Menschen, aber auch mit Sachverhalten so umgeht, handelt sich mit ziemlicher Gewissheit erheblichen Ärger ein. Denn, wer mehr daran interessiert ist, festzustellen, wer woran Schuld ist und gefälligst für Abhilfe zu sorgen hat, als daran, wie die berühmte „Kuh vom Eis“ kommt, also tatsächliche Verbesserungen erreicht werden, hat meistens die anderen und selten sich selber im Blick. Und das ist für die überwiegende Zahl der Beteiligten schlicht ärgerlich oder versaut das Klima im Umgang miteinander.

Womit wir beim Thema wären: In der ganzen Klimadiskussion, insbesondere, was das Klima im bebauten Raum, das Stadtklima, anbelangt, scheint es mehr darum zu gehen, Schuldige zu finden, die gefälligst für Abhilfe zu sorgen hätten, als darum, das Klima wirklich – gerne auch: nachhaltig – zu verbessern. Auch hier meinen viele, zunächst seien die anderen dran: Die Autobauer, die unnötig-viel- oder unnötig große-Auto-Fahrer, die Städte- und Verkehrsplaner, die Behörden, der Gesetzgeber, der liebe Nachbar und so weiter und so fort. Haben Sie jetzt einen Adressaten erkannt, dem sie auch die Aufgabe der Klimaverbesserung zuschreiben möchten? Bestimmt! Und, mal ehrlich, haben Sie auch an sich gedacht? Das Klima an ihrem Wohnort hat nämlich womöglich nicht nur mit Dieselautos und Kohlekraftwerken und Klimaveränderungen und aktueller Wetterlage und den „Verantwortlichen“ zu tun, sondern auch mit Ihnen.

An dieser Stelle wollen wir einmal nicht auf Ihre Möglichkeiten verweisen, wie Sie durch energiesparendes Verhalten und klimafreundliches Modernisierung Ihrer Heizungsanlage und Ihres Hauses Gutes fürs Klima tun können. Nein: Schauen Sie mal in Ihren Garten, Vorgarten oder das direkte Umfeld ihrer Wohnung bzw. Ihres Eigenheimes. Dominieren dort nicht die gepflasterten Parkflächen für Autos? Oder ist inzwischen nicht aus dem Vorgarten, der immer so viel Arbeit gemacht hat, eine adrette Anlage aus allerlei Gestein geworden, wo weder das Unkraut noch sonstiges Kraut und Grün Platz haben? Oder trauern Sie dem alten Baum, der immer so viel Dreck gemacht und für viel zu viel Schatten in der Wohnung gesorgt hat, doch nach?

Bitte seien Sie ehrlich und richten Sie ihr Augenmerk wirklich mal auf Ihr direktes Wohnumfeld. Denn dort haben Sie vieles selbst in der Hand. Ganz klar gesagt: Wenn Sie sich für Grün ums Haus entscheiden, handeln Sie sich wahrscheinlich mehr Arbeit ein als mit betonierten Flächen oder Verbundsteinlösungen. Aber Sie sorgen für mehr Natur in Ihrer Wohnumgebung, für frische Luft, für eine ansehnliche natürliche Umgebung, Lebensraum für Pflanzen, Tiere, Insekten und nicht zuletzt Bienen, deren Verschwinden allenthalben mit Krokodiltränen beklagt wird.

Vielleicht schmieden Sie jetzt im Winter ja gerade Pläne für die Gartengestaltung, vielleicht haben Sie vor, einen alten Baum zu entfernen. Es wäre nicht ungewöhnlich. Schließlich sind in den letzten Jahren viele so genannte Hausbäume, aber auch Stadtbäume im öffentlichen Raum verschwunden, d. h. gefällt worden. Dabei ist doch allgemein bekannt und wissenschaftlich belegt, dass Bäume ungemein hilfreich sind als: Luftfilter, Lärmschutz, Sauerstoffproduzenten und ästhetische Aufwertung in bewohnten Lagen. Ist es nicht merkwürdig, dass in der oben erwähnten Diskussion um Feinstaub und Nitratbelastung und stinke Dieselautos so wenig von Bäumen und Grün an den Häusern und auf öffentlichen Anlagen die Rede ist? Als ob die Klimaprobleme allein mit Grenzwerten, Fahrverboten oder neuen Gesetzen zu lösen wären!