Fastenzeit – mal etwas anders betrachtet

Es ist Fastenzeit. Viele nutzen diese, um etwas sorgsamer mit ihrer Gesundheit und ihrer Umwelt, mit der Natur und den Menschen, die sie umgeben, umzugehen. Heute spricht man gerne von Achtsamkeit. Das Wort wird zwar selber nicht immer achtsam und wohl auch ein bisschen zu oft verwendet. Aber es macht auf etwas aufmerksam, das ernst zu nehmen ist, nämlich: Wir gehen viel zu oft viel zu gedankenlos mit uns, mit einander und mit der Welt, in der wir leben, um. Die Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit, sich darüber ein paar Gedanken zu machen – und nicht nur darüber, wie das Abnehmen endlich gelingen könnte. Ob solche Reflexion bereits etwas Religiöses hat, sei dahin gestellt. Jedenfalls haben auch religiös motivierte Übungen in der Fastenzeit etwas mit Nachdenken zu tun.

Und zum Nachdenken können einen die ungewöhnlichsten Anlässe bringen, z. B. die Lektüre einer abgegriffenen Frauenzeitschrift im Wartezimmer beim Arzt. In einem Artikel über den Klimawandel in der ersten Ausgabe dieses Jahres erwähnt die Zeitschrift „Brigitte“ den Klimaforscher Mojib Latif und dessen „Drei-Punkte-Regel“: „Wenig Fleisch essen, wenig fliegen und nur heizen, wenn es wirklich nötig ist“ (Brigitte 1/2019, Seite 17). An so einem Satz kann man „hängen bleiben“. Die erste Reaktion ist vielleicht Ärger, dann folgen Rechtfertigungsversuche wie: Wir essen doch sowieso schon viel weniger Fleisch als früher und immer öfter in Bio-Qualität oder vom Metzger unseres Vertrauens und überhaupt. Oder: Andere fliegen für drei Tage nach Mallorca um zu feiern oder mal eben nach Mailand zum Shoppen, da dürfen wir doch wohl einmal im Jahr in unseren redlich verdienten Urlaub fliegen. Oder: Soll ich mir eine Erkältung holen, weil die Wohnung nicht richtig geheizt ist? - Wie gesagt, solche Reaktionen liegen nahe. Sie haben sicherlich ebenso eine Berechtigung wie die einfach gefasste Drei-Punkte-Regel von Klimaforscher Latif.

 

Nach der ersten Verärgerung über solche leicht besserwisserisch wirkende Ratschläge kommt man ja vielleicht doch zum Nachdenken und überprüft die eigenen Gewohnheiten. Dann ist der Schritt zu Veränderungen nicht mehr so weit, auch wenn nichts schwerer fällt, als sich von lieb gewordenen, womöglich gar nicht wirklich bewussten Gewohnheiten zu verabschieden und sich in Zukunft reflektierter bzw. achtsamer zu verhalten. Es schadet ja auch nichts, sich von Fachleuten informieren zu lassen. Mojib Latif ist laut Internet-Enzyklopädie Wikipedia „ein deutscher Meteorologe, Klimaforscher, Hochschullehrer und Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome und pakistanischer Abstammung (…) Seit 2003 ist er Professor am ehemaligen Institut für Meereskunde und heutigen GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel. (https://de.wikipedia.org/wiki/Mojib_Latif).

 

Zur Erinnerung: 1972 erschien ein Buch mit dem Titel: „Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit.“ Damals gab es so gut wie keine Umweltbewegung. Und von Klimawandel war auch noch keine Rede. Aber nachdenkliche Menschen gab es sehr wohl, und die haben damals auf Entwicklungen hingewiesen, mit deren Folgen wir es heute zu tun haben. Es gibt eine Deutsche Gesellschaft des Club of Rome. Deren Präsident, wie erwähnt, Mojib Latif ist. Und diese Gesellschaft führt auf ihrer Homepage eine Rubrik „Nachgedacht“ (siehe oben!). Darin veröffentlichte am 11. Februar 2019 Uli Mayer-Johannsen einen Beitrag unter dem Titel „Zeit für eine neue Geisteshaltung“. An einer Stelle schreibt sie: „Unsere Vorstellung von einer Welt in der wir leben wollen wird zum Schlüssel des Wandels. Erst wenn wir erkennen, dass wir Natur sind und nicht eine Natur haben, erst wenn wir erkennen, dass wir mit unserem Denken und unserer Haltung Welt und Wirklichkeit gestalten, verkehrt sich ein vermeintlicher schmerzhafter Verzicht ins Gegenteil.“ (https://www.clubofrome.de/single-post/2019/01/10/Zeit-f%C3%BCr-eine-neue-Geisteshaltung) – Wenn das nichts mit Fastenzeit zu tun hat!