Richtiges Handeln liegt zwischen den Extremen

Der antike Philosoph Aristoteles meinte, das richtige Handeln sei ein Mittleres zwischen den Extremen. So wäre eine „mittlere“ Tapferkeit zwischen Feigheit und Tollkühnheit angesiedelt, eine vernünftige Großzügigkeit zwischen Geiz und Verschwendung usw. Wo genau die Mitte jeweils liegt, verrät Aristoteles indessen nicht. Er weiß es auch gar nicht! Deshalb gibt er auch keine Ratschläge nach dem Muster: Handle so und so, und dann machst du immer alles richtig! Ganz im Gegenteil: Es kommt nämlich sowohl immer auf den Einzelnen als auch auf die Situation an, ist aber dennoch nicht nur vom Zufall abhängig, sondern das Handeln sollte begründbar sein. Denn wer für sein Handeln gute Gründe angeben kann, die – falls z. B. danach gefragt wird – auch andere überzeugen können, kann zwar nicht immer und überall sicher sein, dass er das Richtige tut, aber er gewinnt nach und nach eine relative Sicherheit und Übung.

Jedenfalls sollte unser Handeln nicht nur vom persönlichen Geschmack oder einer lieb gewonnenen Meinung oder einer momentanen Vorliebe abhängen. Dies gilt für eigentlich alle Lebensbereiche. In puncto Energieverbrauch liegt die vernünftige Mitte wohl auch zwischen dem absoluten Verzicht auf Strom und Wärme und der hemmungslosen Verschwendung. Beim Gerätekauf liegen die Dinge ähnlich: Ganz auf ein Haushaltsgerät oder Unterhaltungselektronik zu verzichten wäre das eine Extrem, überflüssiger Luxus und grenzenloser Konsum das andere. Jede und jeder muss für sich herausfinden, was die richtige Mitte für sie oder ihn ist. Wenn man unsicher ist, kann man ja einmal den Test machen, ob man gute Gründe für das Verhalten, das man an den Tag legt, findet. Also: Kann ich zum Beispiel sagen: Ich habe mir diesen Staubsauger gekauft, weil ich mich informiert haben und davon überzeugen konnte, dass er mir genügend viel Komfort bietet und seine Aufgabe zufriedenstellend erfüllt, obwohl er eine geringere Leistung hat als mein alter Staubsauger. Vom Autokauf wollen wir hier mal lieber gar nicht reden...

Dieses Muster können Sie auf viele, wenn nicht alle Lebensbereiche übertragen. Wenn es Ihnen etwas bedeutet, ein Vollbad zu nehmen, obwohl beim Duschen weniger Energie und Wasser verbraucht werden, dann sollten Sie durchaus dazu stehen und einen Modus und Rhythmus für sich finden, der Sie selber überzeugt und mit dem sie gegebenenfalls auch andere überzeugen könnten. Dasselbe gilt z. B. für Flugreisen oder Kreuzfahrten, ja, auch fürs Autofahren. Das eine Extrem, kompletter Verzicht, wäre genauso schwer begründbar wie das andere: Exzessive Nutzung (z. B. eben mal kurz nach Mailand fliegen, um einen Kaffee zu trinken, und dann noch damit prahlen, dass der Flug billiger war als die Rechnung im Café).

Kurzum: Wie Sie sich sozusagen garantiert umwelt- und klimafreundlich, energieeffizient und nachhaltig verhalten, kann Ihnen niemand sagen: Weder wir als Ihre Stadtwerke noch ein Philosoph. Garantie gibt es nicht, und auch Wissenschaftler, Philosophen und Experten können sich irren. Es kommt auf Sie selber an. Unsere Tipps können Ihnen nur eine Hilfe sein, ebenso wie die Überlegungen von Philosophen Sie zum Selberdenken anregen können. Es kommt auf Sie selber an. Und – wie gesagt – wenn Sie unsicher sind, machen Sie doch den Test, ob Sie ihr Handeln gegenüber sich selbst und/oder anderen gut begründen können. Wenn nicht, sollten Sie anders handeln.