Wechselwirkungen von Klima und Psyche

Das Wetter kann einem aufs Gemüt schlagen. Das wissen wir alle aus eigener Erfahrung. Viele geraten bei miesem Wetter in eine miese Stimmung. Manche bekommen den „Winterblues“, wenn die Tage kurz sind. Andere – und das sind erstaunlich viele – vertragen eitel Sonnenschein und schönes Wetter nicht gut. Die Reaktionen sind vielfältig. Natürlich gibt es auch Leute, die immer was zu meckern haben, egal, wie das Klima ist. Die ganz schwierigen Fälle jammern schon bei herrlichem Wetter, weil sie befürchten, dass es bald wieder kalt und regnerisch sein wird. So sind sie halt, die Menschen: Jeder ist anders „gestrickt“.

Dennoch gibt es Erscheinungen, die bei zumindest einer große Zahl von Menschen anzutreffen sind. Daraus versuchen Fachleute allgemeine Schlüsse abzuleiten, um belastende Einflüsse zu erkennen, zu vermeiden und betroffenen Menschen zu helfen. Dies gehört zu den Aufgaben der Umweltpsychologie. Diese ist beim Bundesumweltamt (BDA) in den Bereich „Umweltmedizin und gesundheitliche Bewertung“ eingebunden und befasst sich vorwiegend mit Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die psychische Gesundheit, aber auch damit, wie psychische Vorgänge das Verhalten der Menschen der Umwelt gegenüber beeinflussen und erklären können (siehe www.umweltbundesamt.de/umweltpsychologie#textpart-1 , aufgerufen am 19.07.2017).

Bezüglich der genannten Wechselwirkungen ist der Klimawandel ein gutes Beispiel und längst ein Thema für die Umweltpsychologie. Auf der angegebenen Seite des BDA heißt es: „Einerseits sind menschliche Verhaltensweisen eine Ursache für die Erderwärmung. Daher ist es wichtig zu verstehen, was den Menschen motiviert zu handeln. Andererseits können die Folgen des Klimawandels sich auf viele Bereiche unseres Lebens auswirken und einen direkten wie auch indirekten Effekt auf die Psyche haben. Je nach persönlicher Situation können wärmere Temperaturen in unseren Breiten zwar freudige Empfindungen auslösen, Extremwetterereignisse hingegen Ängste, depressive Symptome oder Posttraumatische Belastungsstörungen nach sich ziehen. Die Kenntnis über die Wirkungen des Klimawandels auf das psychische Erleben ist für die Anpassung deshalb von großer Bedeutung.“

Den Umweltpsychologen ist es um die psychische Gesundheit zu tun. Bekanntlich können äußere Einflüsse eine Stressreaktion hervorrufen, dauerhafter oder chronischer Stress kann zu einer ernsthaften psychischen Störung führen. Bei einer Überaktivierung des vegetativen Nervensystems und des hormonellen Systems, gelingt es dem Körper nicht mehr, sich auf den „Normalzustand“ zu regulieren. Die Folge sind Krankheiten und eine verminderte psychische Lebensqualität bis hin zu Erschöpfungszuständen. Insbesondere Lärm, aber auch Feinstäube, giftige Chemikalien und hormonell wirksamen Substanzen können die psychische Gesundheit negativ beeinflussen. Aber es ist auch durchaus möglich, dass durch die Veränderungen unseres Klimas psychische und psychosomatische Folgen für einzelne Menschen und die Gesellschaft insgesamt ausgelöst werden. Allerdings sollte niemand seine schlechte Laune auf den Klimawandel schieben…