Zum Jahresanfang häufen sich mit den guten Vorsätzen der Leute in den Medien die Tipps zum Abnehmen. Vielleicht haben Sie's auch gelesen: Nachdem es sich herumgesprochen hat, dass Diäten eher dick machen als tatsächlich dauerhaft für eine schlanke Linie zu sorgen, kommt man auf neue Ideen: „Intuitives Essen“ ist jetzt anscheinend angesagt. Dazu orientiert man sich am Verhalten kleiner Kinder. Diese verlangen nach Essen, wenn sie Hunger haben, und essen, bis sie satt sind. Ganz einfach!
Intuition bedeutet hier also so viel wie (im übertragenen Sinne) den Bauch „sprechen“ lassen. Wer auf den eigenen Leib „hört“, erhält gute Hinweise darauf, wann Essen und Trinken nötig sind. Diese Signale stimmen nicht immer mit den üblichen Zeiten fürs Essen und Trinken überein. Das bedeutet mindestens zweierlei: Essen und Trinken muss nicht an feste Zeiten im Tagesablauf (nach dem Motto „Um zwölf Uhr wird gegessen“) gebunden sein, und: Wenn Hunger und Durst sich melden, sollte etwas zum Essen und Trinken vorhanden sein. Natürlich lässt sich dieses „intuitive Essen“ nicht ohne weiteres überall einrichten. In Firmen und Familien haben sich vielfach feste Zeiten bewährt. Trotzdem lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken und gegebenenfalls Gewohnheiten zu ändern.
Wer in der philosophischen Literatur ein wenig bewandert ist, mag an Jean-Jacques Rousseau und seinen (oftmals allzu vereinfachend) viel zitierten Satz „Zurück zur Natur!“ denken. Damit fordert Rousseau dazu auf, sich auf die natürlichen Anlagen und Bedingungen des Menschen zu besinnen, verbunden mit einer starken Kritik an etablierten gesellschaftlichen Verhaltensweisen. Rousseau meint, dass manche gute Anlagen, die alle Menschen von Natur aus haben, durch gesellschaftliche Verhältnisse, Sitten und Gebräuche verdorben sind. Auf das erwähnte „intuitive Essen“ bezogen, das kleine Kinder dank ihrer natürlichen Ausstattung noch können, heißt das: Unsere Gewohnheiten haben uns von dem natürlichen Empfinden für Hunger und Durst weg geführt. „Zurück zur Natur!“ würde dann bedeuten: Ändere deine Gewohnheiten, achte auf die natürlichen Bedürfnisse deines Körpers, iss und trink, wenn du Hunger und Durst verspürst und hör auf damit, wenn du satt bist. Ganz einfach – wie gesagt.
So einfach ist das aber eben nicht. Gewohnheiten, Sitten und Gebräuche, sind uns zur zweiten Natur geworden. Im schlimmsten Fall, können sie sogar zur Sucht werden, wenn man an den Konsum von Süßigkeiten und Alkohol denkt. Worauf es ankäme – der Jahresanfang ist eine gute Zeit dafür – wäre, seine tagtäglichen Verhaltensweisen zu überprüfen. Und dann könnte es sein, dass sich manches, das wir für normal oder auch natürlich halten, schlicht und ergreifend auf Gewohnheiten beruht, die mit unserer eigentlichen Natur wenig zu tun haben. Doch aufgepasst: Gewohnheiten sind nicht zwangsläufig schlecht! Im Gegenteil: Wir können auch gute Gewohnheiten einüben, so dass wir uns dann quasi intuitiv entsprechend verhalten. Denn wenn dieses Training erfolgreich ist, fällt das entsprechende Verhalten auch nicht mehr schwer; es wird dann als ganz normal, natürlich oder auch intuitiv empfunden.
Ein paar Beispiele und Tipps dazu: Trinken Sie morgens nach dem Aufstehen ein Glas von unserem guten Leitungswasser. Das tut Ihrem Körper gut. Für die Verdauung ist es auch förderlich, vor dem Essen Wasser zu trinken. Das hilft auch beim Abnehmen, weil der Körper die Wassermenge quasi mit berücksichtigt, wenn er Sättigungssignale aussendet. Allerdings müssen Sie dann natürlich diese Signale wiederum beachten. Übrigens kommen Sie dann auch recht schnell auf die allgemein empfohlene Trinkmenge von anderthalb bis zwei Litern Wasser täglich, ohne ständig etwas zum Trinken dabei haben zu müssen.
Selbstverständlich gilt das Gesagte auch für andere Verhaltensweisen. Beispielsweise können Sie üben, elektrische Geräte und Lampen im Haus auszuschalten, wenn sie nicht genutzt werden. Oder Sie können sich Zimmertemperaturen angewöhnen, die ein oder zwei Grad unter dem Niveau liegen, das sie gewohnt sind (und dadurch erheblich Energie sparen). Oder Sie gewöhnen sich daran, kurze Wege zu Fuß statt mit dem Auto zurückzulegen. Oder Sie nehmen eine Tasche zum Einkaufen mit, um auf Plastiktüten zu verzichten... und so weiter und so fort.